Das, was im „normalen Leben“ als Parodontose bezeichnet
wird, ist in Wirklichkeit eine Parodontitis. Also eine Entzündung.
Eine Entzündung, die von Bakterien verursacht wird, die von Mensch
zu Mensch übertragbar sind, z.B. durch Schnuller, Löffel,
Küssen usw.
Es handelt sich bei der Parodontitis um eine ansteckende Infektionskrankheit.
Dementsprechend muß man sie auch behandeln; nämlich durch
Vernichtung der verursachenden Krankheitserreger. Ebenso muss man eine
Wiederansteckung vermeiden.
Am wichtigsten bei der Bekämpfung einer Parodontitis ist, den
Bakterien die Nahrungsgrundlage zu entziehen und ihre Schlupfwinkel
„auszuräumen“, die in der Mundhöhle massenhaft
vorhanden sind.
Das bedeutet, eine sehr gute Mundhygiene durchzuführen, die man in
der Praxis vor der Behandlung lernt und übt, sowie die eigentliche
„Parodontosebehandlung“ durch den Zahnarzt. Nachher
muß der Krankheitsverlauf regelmäßig in kürzeren
Intervallen kontrolliert werden, um einen Rückfall zu vermeiden
bzw. rechtzeitig eingreifen zu können.
Die verursachenden Bakterien gehören zu den aggressiven Arten und
sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Man vermutet sogar,
daß jeder Mensch infiziert ist. Der Zusammenhang zwischen
koronaren Herzkrankheiten, anderen systemischen Erkrankungen und
Parodontitis gilt als gesichert!
Warum haben dann manche Leute eine Parodontitis und andere nicht?
Daran wird momentan intensiv geforscht. Derzeit weiß man nur
sicher, daß das Abwehrsystem der Menschen unterschiedlich gut mit
diesen Krankheitserregern fertig wird; es ist einem sozusagen in die
Wiege gelegt, ob man anfällig für eine Parodontitis ist oder
nicht.
Zum Glück ist die häufigste Form der Parodontitis eine
langsam fortschreitende Erkrankung, die gut zu behandeln ist. Es gibt
aber auch Formen, die sehr rasch voranschreiten und wo trotz intensiver
Behandlung der Zahnverlust nicht zu vermeiden ist.
Die Eliminierung der verursachenden Bakterien geschieht vorzugsweise
mechanisch, d.h. die Zahnfleischtaschen um die Zähne herum werden
mit entsprechenden Instrumenten vom Zahnarzt gesäubert, um
festanhaftende Beläge, Zahnstein etc. zu entfernen. Weil das sehr
schmerzhaft wäre, geschieht dieser Vorgang unter Anästhesie.
Sie bekommen eine Spritze. Der Eingriff wird sinnvollerweise auf einmal
an allen Zähnen durchgeführt, um zu vermeiden, daß sich
Bakterien wieder von noch unbehandelten auf frisch gereinigte
Zahnfleischtaschen ausbreiten. Manchmal ist auch eine antibiotische
Therapie direkt in den Zahnfleischtaschen oder mit Tabletten
erforderlich.
Heute wird normalerweise eine sogenannte „geschlossene
Kürettage“ angewandt, eine Methode bei der minimalinvasiv,
ohne Aufschneiden, vorgegangen wird. Dennoch ist der Eingriff nicht
ganz „ohne“; am Tag des Eingriffs hat man Schmerzen, die
man, wenn nötig, mit Tabletten bekämpfen kann. Auch treten
gelegentlich Fieberschübe auf. Aber bereits am Tag nach dem
Eingriff treten normalerweise keine Schmerzen mehr auf.
Die Behandlung wird für gesetzlich Versicherte im Großen und
Ganzen von der Krankenkasse übernommen. Eventuell kommen einzelne
spezielle Maßnahmen oder auch einzelne Zähne hinzu, die
selbst finanziert werden müssen (die Richtlinien, nach denen die
gesetzlichen Krankenkassen die Behandlung bezahlen sind 20 Jahre alt
und sehen manche moderne Maßnahmen einfach nicht vor).
Bei privat Versicherten treten normalerweise keine Erstattungsprobleme auf.
Fassen wir noch einmal zusammen: